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Warum Spielen in der logopädischen Therapie so wichtig ist

Wenn Kinder zu uns in die Logopädie kommen, schildern uns ihre Eltern, warum sie zu uns kommen und wo die Schwierigkeiten und Probleme liegen. Es geht um Aussprache, Grammatik, Wortschatz – ganz allgemein um Sprache, die Kommunikation, das Mittel um sich mit der Welt zu verbinden.

Unterschiede der Therapie von Kindern und Erwachsenen

Für Erwachsene ist es oft ganz klar, dass in der Logopädie am Problem selbst angesetzt wird und erstmal – ganz klar – Übungen gemacht werden, gelernt wird, damit es besser wird. Dies ist auch in einigen Fällen oder im Verlauf der Fall.
Die Kinder aber haben einen ganz anderen Blick auf das Ganze. Für sie ist es so, dass der Therapeut – eine andere Person, ein Gegenüber – jede Woche 45min ganz für sie alleine Zeit hat und sie dürfen zum Spielen kommen. Das ist ganz klar, denn für Kinder ist Spielen die Hauptsache. Es ist eine natürliche Tätigkeit des Kindes, mit welcher es sich die Welt, die Personen darin und die Dinge erschließt.
In der Welt des Kindes gibt es nämlich keinen Unterschied zwischen Lernen und Spielen, denn Spielen ist Lernen. Das Kind weiß dabei nicht, dass es lernt, aber im Spiel entwickelt es alle wesentlichen Fähigkeiten und das Wissen, das es braucht, um in der Welt klarzukommen, sich zurechtzufinden, sich auszutauschen. Auch, um sich selbst kennen und spüren zu lernen.

Spielen und die Entwickung des Kindes

Aus dieser Entwicklung des Kindes heraus sich selbst kennen zu lernen ergibt sich einen Plan, so etwas wie einen Lernplan, der ganz selbstverständlich stattfindet. Nämlich die Entwicklung des Spiels selbst, die verschiedenen Phasen der Spielentwicklung. Zunächst können die Kinder nur Dinge anfassen, erkunden, drehen, wenden, in den Mund nehmen. Sie gebrauchen dann letztlich die Dinge funktional, also sie erkunden sie und tun mit ihnen dann letzten Endes das, was man mit den Dingen eben tut. Zum Beispiel bauen sie mit Legosteinen einen Turm, oder sie lassen die Murmel die Murmelbahn hinunterrollen. Wenn Kinder älter werden entwickelt sich zunehmend die Fähigkeit, sich Dinge vorzustellen und über die Funktion hinaus weiter zu denken. Denn sie haben nun schon in vielen vielen Stunden fleißiger Spielarbeit Erfahrungen mit der Welt, den Personen, der Sprache und den Dingen gesammelt. Sie beginnen dann, im Spiel zu handeln, als ob es etwas gäbe, was gar nicht da ist. Zum Beispiel gibt es kein Essen, aber sie tun so, als würden sie die Puppe tatsächlich füttern – mit allen entsprechenden Konsequenzen. Diese Fähigkeit hängt eng mit unserer Sprache zusammen. Denn auch wenn wir sprechen, erzählen, und mitteilen setzen wird voraus, dass wir über Dinge sprechen, die nicht unmittelbar da sind, die wir uns aber vorstellen können. Das nennt sich Symbolisierung. In dieser Phase möchten Kinder auch zunehmend mit anderen zusammen spielen, sie fordern regelrecht die Interaktion, denn sie möchten sich mitteilen, austauschen und alles anwenden, was sie gelernt haben. Und dann können die Kinder plötzlich auch Rollen einnehmen, Rollen verteilen und sich selbst in eine andere Rolle hineindenken und diese nachahmen. Sie spielen Alltagserlebnisse nach und verarbeiten sie dadurch erst so richtig. Sie stellen sich vor, sie wären… . Sie handeln so, wie sie sich die Dinge vorstellen und wie sie sie erleben. Sie verarbeiten ihre Gefühle und die der anderen. Sie werden mit den Rollen, den Gefühlen, den Grenzen der Anderen konfrontiert und setzen sich aktiv damit auseinander. Dinge müssen geklärt, geregelt, besprochen oder ausgehandelt werden. All das passiert im aktiven Spiel. Und ganz nebenbei entwickelt sich das Kind immer weiter und auch die sprachlichen Fähigkeiten entwickeln sich parallel zu den Kompetenzen im Spiel.

Die Rolle der Logopädie beim Spiel

Manche Kinder – in der Regel die, die zu uns in logopädische Behandlung kommen – schaffen es nicht von alleine, sich mit der Welt der Dinge, der Personen und der Sprache auseinander zu setzen. Sie sind vielleicht überfordert, wissen nichts mit sich und den Dingen anzufangen. Sie schaffen es nicht, sich mitzuteilen, zu fragen, zu schauen und zu erkunden. Die Grenzen sind eng gesteckt und es geht nicht voran. Dann ist es gut, wenn die Kinder im Spielen ein Gegenüber finden, welcher sie unterstützt, Anregungen und Bedeutungen bietet, mit welchen sie etwas anfangen können. Ihnen Raum gibt, ihren Interessen nachzugehen und zu schauen, was ihnen Spaß macht und was man sonst noch mit den Dingen und der Welt der Personen tun kann. Und all das passiert wieder im fleißigen Spiel, im Handeln mit Spielmaterialien unterschiedlichster Art. Mit allen Dingen, die eben Spaß machen und gleichzeitig genau das bieten, was das Kind gerade braucht. Denn auch wenn die Kinder in bestimmten Bereichen alleine nicht weiter kommen, wissen sie doch unbewusst ganz genau, was sie brauchen und wo sie hinwollen. Sie zeigen uns Logopäden im Spiel, was sie können und wie wir ihnen aus therapeutischer Sicht weiterhelfen können.